VL M: HSG Delmenhorst gewinnt bei der TS Hoykenkamp

Hartes Duell: Alexander Kirchhof (links) bot mit der TS Hoykenkamp der HSG Delmenhorst um Stefan Timmermann lange Paroli. Foto: Rolf Tobis

Hoykenkamp. Tabellenführer HSG Delmenhorst hat im Derby der Handball-Verbandsliga bei der TS Hoykenkamp in ausverkaufter Halle den längeren Atem.

Für eine Mannschaft, die das Siegen so gewöhnt ist, hatten die Handballer der HSG Delmenhorst am Sonntagnachmittag erstaunliche Mühe, ihren Derbyerfolg angemessen zu zelebrieren. In der Schlussphase des am Ende einseitigen 31:20 (13:9) bei der TS Hoykenkamp scheiterte der Verbandsliga-Tabellenführer zunächst relativ kläglich mit zwei Kempa-Tricks – und auch das „Derbysieg, Derbysieg“ im anschließendend Jubelkreis kam ein wenig gequält daher. Entweder waren sie zu erschöpft zum Feiern oder sie hatten sich ihren Trainer zum Vorbild genommen – für Jörg Rademacher ist Euphorie ja ein ewiges Unwort.

„Wir haben großen Druck“

Der HSG-Coach besprach den ersten Auswärtssieg der Saison im Kabinengang dann auch mit gewohnt neutralem Gesichtsausdruck, aber auch mit bemerkenswerter Offenheit. „Es ist ein enorm wichtiger Sieg für uns. Wir haben schon einen größeren Druck als die meisten anderen Mannschaften“, sagte Rademacher, dem während des Spiels die Anspannung anzumerken war. Umso zufriedener stellte er fest: „Wir haben letztlich hoch gewonnen – und waren auch so deutlich besser.“

Viele der 300 Zuschauer in der ausverkauften Halle Heide werden ihm da beipflichten, sein Hoykenkamper Trainer-Kollege Adrian Hoppe tat es zumindest größtenteils. „Wir haben lange gut mitgehalten, waren im Angriff aber zu mutlos“, klagte er. „Leider sind wir eingebrochen, so kommt dann ein solches Ergebnis zustande.“ Was am Ende des Tages den Absturz auf den letzten Platz bedeutete, während die Delmenhorster weiter an der Spitze stehen. „Die wollen wir jetzt bis zum Winter auch verteidigen“, sagte Rademacher.

Kondition macht den Unterschied

Er wird genug gesehen haben, was ihn diesbezüglich optimistisch stimmen kann, in jedem Fall scheinen die Nerven inzwischen fest genug zu sein für ein womöglich langes Titelrennen. In hitziger Derby-Atmosphäre – mit nicht immer ganz sportlichen Zwischenrufen aus der Delmenhorster Ecke – war Hoykenkamp zwar zunächst gleichwertig – in der 14. Minute stand es nach diversen Fehlwürfen 3:3 –, dann zog die HSG über 7:3 (19.) und 10:5 (24.) aber bis zum Pausenstand von 13:9 die Zügel an. Hoykenkamp warf vor allem körperliche Stärke in die Waagschale, worauf die Delmenhorster nicht immer die richtige Antwort hatten. HSG-Kreisläufer Thies Kohrt sah nach einer kurzen Schubserei mit Andre Thode zur Überraschung vieler seine zweite und dritte Zeitstrafe – und war damit aus dem Spiel.

Die Entscheidung fiel erst ab Mitte der zweiten Hälfte. Hoykenkamp war vor allem dank Torwart Timo Meier bis zum 16:18 in Schlagdistanz, fing sich nach dem 18:22 aber sieben Tore in Folge ein, etliche davon nach feinen Anspielen zu Dominik Ludwig an den Kreis. „Die Kondition ist unser großes Plus, das hat sich nicht zum ersten Mal gezeigt“, befand Rademacher, der glaubt, „dass sich in dieser Mannschaft langsam etwas gefunden hat. Ich werde auch an Weihnachten noch Dinge finden, die ich bemängeln kann, aber die Jungs müssen auch viele Dinge erst noch lernen.“ Wie man einen Derbysieg feiert zum Beispiel.

Quelle: dk-online 22.10.2017, 19:45 Uhr