Drei von vielen Trainern der TS Hoykenkamp: (von links) Uli Freiwald, Steffen Hemmelskamp und Roberto Petrocelli.
Der Zustand der TS Hoykenkamp lässt sich manchmal am besten dort ablesen, wo sich selten ein Handball hinverirrt: an der Kaffee-und-Kuchen-Theke beispielsweise. Wenn die Mannschaften der Turnerschaft in der Halle Heide spielen, ist die Cafeteria in der laufenden Saison immer gut besetzt, hat Pressesprecher Uli Freiwald kürzlich betont – für den Verkauf melden sich stets genug Angehörige freiwillig, was für ihn durchaus Rückschlüsse auf das große Ganze erlaubt: „Das Vereinsleben hängt auch von einer engagierten Elternschaft ab“, sagt Freiwald. „Das klappt bei uns besonders gut.“
Andere Dinge laufen aber auch nicht schlecht für den Dorfverein, dessen wiedererstarkte Männermannschaft gerade hartnäckig versucht, im Aufstiegsrennen der Landesliga noch ein Faktor zu werden. In ihrem Schatten ist in Hoykenkamp in den vergangenen Jahren eine Jugendarbeit entstanden, mit der der Club schon jetzt Maßstäbe setzt und noch viel mehr vorhat. Und das ziemlich schnell.
Aktuell stellt Hoykenkamp bereits acht Jugendteams von der D-Jugend aufwärts, vier davon in der Landesliga – das sind jeweils die meisten in Delmenhorst und im Landkreis Oldenburg. Nach fünf Jahren wird es ab Sommer wieder B-Mädchen geben; die weibliche A-Jugend wird dann die einzige Altersklasse sein, die die TSH nicht besetzen kann. Bei den Jüngsten zwischen drei und acht Jahren boomt es so sehr, dass die Hoykenkamper Halle von Montag bis Freitag durchgehend belegt ist – Freiwald spricht von „enormem Potenzial“. Er und seine Mitstreiter haben ein ambitioniertes Ziel. „Wir werden nicht an die Möglichkeiten eines Handballinternats herankommen“, sagt er, „aber wir wollen zu den Großen in der Region aufschließen.“
Ehemalige und aktuelle Spieler engagieren sich
Dafür schafft der Club schon in der kommenden Saison geradezu internatsähnliche Möglichkeiten. Die beiden männlichen B-Jugendteams, die es dann geben wird – mit den aktuellen C-Jugendspielern aus den Jahrgängen 2007 und 2008 – sollen die Möglichkeit bekommen, an jedem Werktag zu trainieren. Außerdem werden spezialisierte Trainer für Athletik, Kraft, Kondition und das Torwartspiel eingesetzt.
An allen Stellen sind aktuelle und ehemalige Spieler beteiligt, die die größten Zeiten des Clubs noch auf dem Parkett geprägt haben. Der aktuelle Männertrainer und langjährige Oberliga-Spieler Andree Haake engagiert sich zusammen mit dem Ex-Drittliga-Trainer Thorsten Stürenburg bei den Minis, Steffen Hemmelskamp in der E- und D-Jugend, Roberto und Julia Petrocelli gemeinsam mit Johanna Geisler bei den Mädchen. „Sie alle sind gut ausgebildet und verfügen über unterschiedliche Lizenzen“, sagt Freiwald, der selbst die C-Jugend betreut. „Es braucht einfach erfahrene Leute, um nicht nur den Spielern, sondern auch den jungen Trainern zur Seite zu stehen.“
Zweite und dritte Mannschaft Tabellenführer
Die Pläne wirken beim Blick auf die aktuellen Tabellen noch ein gutes Stück ambitionierter. Denn die Hoykenkamper Jugend beeindruckt zwar in ihrer Breite, gehört aber gerade in kaum einer Liga zur absoluten Spitze. Die zweitplatzierten C-Mädchen II haben in der Regionsliga noch die größten Chancen auf eine Meisterschaft, fast alle anderen Teams werden wohl im Mittelfeld landen. Was allerdings auch daran liegt, dass die vielleicht talentiertesten Hoykenkamperinnen in C- und B-Jugend, unter anderem Landesauswahlspielerin Line Pickert, durch eine Kooperation unter Nachbarn in dieser Saison im Trikot der HSG Hude/Falkenburg spielen – jeweils in der Oberliga und damit der höchsten deutschen Klasse dieser Jahrgänge.
Doch die Nachwuchsarbeit zahlt sich auch für den eigenen Verein bereits aus, wovon nicht zuletzt Haake viel erzählen kann. Er setzt in der Männer-Landesliga bereits A-Jugend-Spieler ein, unter anderem regelmäßig (und erfolgreich) Nicklas Oetjen und Loris Meyer. Die zweite und dritte Herrenmannschaft sind auch dank der Hilfe aus der aktuellen A-Jugend jeweils Tabellenführer. „Das Konzept wird kurz- bis mittelfristig auch für den Seniorenbereich greifen“, sagt Freiwald. Bei den Frauen könne es wegen nicht vorhandener A-Jugend etwas länger dauern als bei den Männern: „Das ist aber auch der einzige Wermutstropfen.“
Vom dk-online, 18.01.2023, 15:42 Uhr.