Oldie Gregor Kleefeldt, der etablierte Jan-Luca Linde, dazu Karol Menkens und Kay-Uwe Paschke: Vor der Saison hat beim Handball-Landesligisten TS Hoykenkamp wohl niemand damit gerechnet, dass es mit diesen vier Torhütern im Kader mal zu personellen Problemen auf dieser Position kommen könnte.
Doch vor dem Spiel gegen die TSG Hatten-Sandkrug II am vergangenen Sonntag wurden alle Verantwortlichen eines besseren belehrt: Routinier Gregor Kleefeldt fällt mit seinem Kreuzbandriss schon seit der Vorbereitung aus (ist aber immerhin wieder im Aufbautraining). Als sich Jan-Luca Linde vor rund vier Wochen ebenfalls das Kreuzband riss, schien es bereits eng zu werden. Im Abschlusstraining vor zwei Wochen kam dann die nächste Hiobsbotschaft: Auch Karol Menkens verletzte sich schwer: Kreuz- und Innenbandriss, Knorpelschaden. Blieb also nur noch Kay-Uwe Paschke, als Letzter von vier etatmäßigen Torhütern. Doch auch er meldete sich kurz vor der Partie ab, auch wenn der Grund ein schöner war: Er wurde am Wochenende Vater. Doch was nun?
Trainer Kessler lobt Kirchhof für seine Reaktionsschnelligkeit
Die TS Hoykenkamp stand vor der wegweisenden Partie gegen Hatten-Sandkrug plötzlich ohne Torwart da. Doch zum Glück haben sie beim TSH Multitalent Alexander Kirchhof. Der 30-Jährige, der vornehmlich auf Linksaußen spielt, schlug sich selbst als Torwart vor – und machte seine Sache in den 60 Minuten prächtig. „Um ehrlich zu sein, hatte ich vor dem Spiel große Bedenken“, sagt Hoykenkamps Trainer Frank Kessler. „Auch weil wir am Samstag unsere Grün-Rote Party Nacht hatten. Hier muss ich ein Sonderlob an die Mannschaft ausrichten. Sie hat sich vorbildlich verhalten.“
Kirchhof agierte im Zusammenspiel mit der Abwehr blendend. „Unsere Abwehr hat in dieser Partie ihre stärkste Leistung gezeigt“, sagt der Aushilfs-Torwart. „Einen kleinen Teil habe ich auch dazu beigetragen.“ Auch Trainer Kessler schien überrascht: „Ich hätte nie gedacht, dass Alex so reaktionsschnell ist. Er hat seine Sache super gemacht.“ Ein wenig Erfahrung bringt Kirchhof mit, immerhin stand er einst zwei Spielzeiten bei der E-Jugend im Tor. „Auch von meinem Vater, der früher selber Handballtorwart war, habe ich viel gelernt.“ Im Training stelle er sich auch öfters ins Tor, auch wenn dort eher der Spaß im Vordergrund steht. Doch am Sonntag bewies er, dass er auch in ernsten Situationen einen kühlen Kopf bewahrt.
Kirchhof: „Als Torwart muss ich nicht so viel laufen …“
Zwar gab Kirchhof zu, vor dem Spiel nervös gewesen zu sein, dennoch kassierte er lediglich 19 Gegentore. „Wenn Not am Mann ist, dann stelle ich mich wieder ins Tor“, erzählt Kirchhof. „Im Tor muss man ja auch nicht so viel laufen“, fügt er lachend hinzu. Am Ende gewann Hoykenkamp mit 31:19 – und die Sorgenfalten des TSH-Trainers Kesslers verschwanden blitzschnell.
„Die Jungs hatten sich im nächsten Training 20 Minuten Fußball verdient“, sagt Kessler. „Das handhaben wir nach jedem gewonnen Spiel so.“ Ob Alexander Kirchhof auch beim Fußball sein Talent zwischen den Pfosten entdeckt, ist abzuwarten. Auszuschließen ist es nach der Leistung vom vergangenen Sonntag sicherlich nicht.
Vom dk-online, 09.11.2016, 07:40 Uhr