Mit Experimenten ist es immer so eine Sache. Gehen sie gut, lassen sich Trainer für ihre taktischen Schachzüge gerne feiern; misslungen sie, gibt es vor allem von Außenstehenden dafür häufig harsche Kritik. Auch TS Hoykenkamps Trainer Jörn Franke hatte vor dem Landesliga-Derby bei der HSG Grüppenbühren/Bookholzberg so eine Idee im Kopf, wie er den Ortsrivalen überraschen könnte: Nico Skormachowitsch, der wurfgewaltige Rückraumspieler der Turnerschaft, sollte die Gastgeber als Kreisläufer beschäftigen. Das tat der 39-jährige in der ersten Hälfte auch, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Also beorderte Franke seinen Shooter nach der Pause wieder dort hin, wo sich Oldie Skormachowitsch am wohlsten fühlt: nämlich in den Rückraum.
350 Zuschauer sorgen für rappelvolle Halle
„Das Experiment mit Nico hat nicht zum Erfolg geführt“, räumte Franke nach dem Schlusspfiff ein. „In den zweiten 30 Minuten war er dann wieder ganz der Alte.“ Es war vielleicht nicht der entscheidende, aber doch ein Faktor, warum Hoykenkamp das brisante Nachbarduell nach einer schwachen ersten Halbzeit in Bookholzberg doch noch mit 28:20 (10:13) gewann. Damit setzten die Gäste vor 350 Zuschauern in der rappelvollen Halle am Ammerweg gleich das erste Ausrufezeichen der Saison und fügten der HSG die erste Heimniederlage seit dem 26. April 2014 (28:31 gegen FC Schüttorf) und 14 ungeschlagenen Partien zu. „Ich bin froh, dass wir den ersten Auswärtssieg ausgerechnet beim Landkreis-Rivalen gelandet haben“, atmete Franke durch.
Engelmann kritisiert Angriffsleistung
Sein Gegenüber Sven Engelmann war dagegen enttäuscht. Er war mit der Abwehrleistung zwar einverstanden, „doch in der zweiten Halbzeit haben wir im Angriff völlig den Faden verloren.“ Im Eins-gegen-Eins hätten sich seine Spieler gegen die „gut stehende Hoykenkamper Deckung kaum noch durchgesetzt.“
Hoykenkamp beißt sich vor der Pause die Zähne aus
Dabei erwischte die HSG den besseren Start und überzeugte sowohl im Angriff und Abwehr. Sie setzte sich von 9:8 (24.) in ihrer besten Phase auch auf 13:9 (29.) ab und ging mit 13:10 in die Pause – auch, weil sich Hoykenkamp gegen die bissige und kompakt stehende HSG-Abwehr selten behauptete.
Skormachowitsch und Rabe nicht zu halten
Dies änderte sich der Pause. Während bei Grüppenbühren die Konzentration in der Abwehr nachließ, kamen die Hoykenkamper Angreifer nun immer besser zum Zuge. Mit fünf Toren in Folge machte die TSH aus einem 13:16-Rückstand (35.) eine 18:16-Führung (44.). Neben Skormachowitsch (7 Tore) war vor allem Sebastian Rabe (10/2) kaum zu stoppen.
Grüppenbühren/Bookholzberg verzettelt sich in Einzelaktionen
Die HSG versuchte nun immer häufiger, sich im Eins-gegen-Eins durchzusetzen, scheiterten aber wiederholt an der aufmerksamen Deckung der Turnerschaft oder am gut aufgelegten TSH-Torwart Gregor Kleefeldt. Bis zum 18:19 blieb die Engelmann-Truppe noch in Schlagdistanz, doch verlor sie mehr und mehr die spielerische Linie und verzettelte sich in Einzelaktionen. Über 24:19 (57.) fuhr Hoykenkamp so den verdienten und überraschend deutlichen Sieg ein.
Franke lobt Neuzugang Rabe
„Unsere Deckung hat sich in der zweiten Halbzeit gut auf den gegnerischen Angriff eingestellt, besonders Goalgetter Julian Stolz kam nicht wie gewohnt zum Zuge“, jubelte Franke und lobte Neuzugang Rabe, der von SVGO Bremen zur TSH wechselte, für seine Qualität. „Daran haben sich auch die anderen Spieler aufgebaut.“
Zur Sache
Grüppenbühren – Hoykenkamp 20:28
HSG: Döhle, Klostermann; Biedermann 1, Buß 6, Depperschmidt, Dörgeloh 6/2, Donner 1, Kettmann, Lau 1, Pintscher 1, Sprenger, Julian Stolz 2, Wiosna 2.
TSH: Linde, Kleefeldt; Ahrens 3, Ketteniß, Müller-Hill, Petersen 1, Rabe 10/2, Schwarting 3, Skormachowitsch 7/3, Spille, Streckhard 3, Thode, Timmermann 1.
Schiedsrichter: Heidrich/Okken (Tura Marienhafe).
Zuschauer: ca. 350.
Spielfilm: 3:2 (10.), 6:6 (15.), 9:8 (24.), 13:10 (30.) – 16:13 (35.), 16:16 (40.), 19:21 (50.), 19:25 (58.), 20:28 (60.). Zeitstrafen: HSG 5 – TSH 1.
Siebenmeter: HSG 3/2 – TSH 8/5.
Vom dk-online, 19.09.2015, 20:00 Uhr